Les Demoiselles d'Avignon (Die jungen Damen von Avignon und ursprünglich The Brothel von Avignon) ist ein großes Ölgemälde, das 1907 vom spanischen Künstler Pablo Picasso (1881–1973) geschaffen wurde. Die Arbeit porträtiert fünf nackte weibliche Prostituierte von einem Bordell auf Carrer d'Avinyó (Avinyó Street) in Barcelona. Jede Figur ist in einer beunruhigenden Konfrontation dargestellt und keine ist konventionell feminin. Die Frauen erscheinen als leicht bedrohlich und mit eckigen und ungezähnten Körperformen. Zwei werden mit afrikanischen maskenartigen Gesichtern und drei weiteren mit Gesichtern im iberischen Stil von Picassos Heimat Spanien gezeigt, was ihnen eine wilde Aura verleiht. In dieser Anpassung des Primitivismus und der Verzicht auf die Perspektive zugunsten einer flachen, zweidimensionalen Bildebene macht Picasso eine radikale Abkehr von der traditionellen europäischen Malerei. Die Arbeit wird in der frühen Entwicklung sowohl des Kubismus als auch der modernen Kunst als Halbnal angesehen. Demoiselles war revolutionär und kontrovers, und führte zu einer großen Wut und Meinungsverschiedenheit, sogar unter seinen engsten Mitarbeitern und Freunden.
Im Sommer 1907 in Paris gemalt, hatte Picasso Hunderte von Skizzen und Studien in Vorbereitung auf die endgültige Arbeit geschaffen. Er erkannte lange die Bedeutung der spanischen Kunst und der iberischen Skulptur als Einflüsse auf das Gemälde an. Die Arbeit wird von Kritikern geglaubt, die von afrikanischen Stammmasken und der Kunst von Oceania beeinflusst werden, obwohl Picasso die Verbindung verweigerte; viele Kunsthistoriker bleiben skeptisch über seine Verleugnung. Mehrere Experten behaupten, dass Picasso zumindest im Frühjahr 1907 das Musée d'Ethnographie du Trocadéro (bekannt heute als Musée de l'Homme) besuchte, wo er einige Monate vor Abschluss von Demoiselles von der afrikanischen und tribalen Kunst unbewusst beeinflusst wurde. Einige Kritiker argumentieren, dass das Gemälde eine Reaktion auf Henri Matisses Le bonheur de vivre und Blue Nude war.
Seine Ähnlichkeit mit Cézannes Les Grandes Baigneuses, Paul Gauguins Statue Oviri und El Grecos Eröffnung des Fünften Siegels wurde von späteren Kritikern ausführlich diskutiert. Zum Zeitpunkt der ersten Ausstellung im Jahr 1916 wurde das Gemälde als unmoralisch angesehen. In den neun Jahren nach seiner Kreation hatte Picasso es immer als Le Bordel d'Avignon bezeichnet, aber Kunstkritiker André Salmon, der seine erste Ausstellung verwaltete, berechtigte es Les Demoiselles d'Avignon, seine skandalösen Auswirkungen auf die Öffentlichkeit zu verringern. Picasso mochte Salmon nie den Titel, und als eine Verwüstung hätte lieber las chicas de Avignon statt.